Johann Christoph Friedrich Haug (* Niederstotzingen 1761 + Stuttgart 1829)
Da kommt der May mit Schalle!
Da kommt der May mit Schalle!
Die Vögel singen alle,
In farbereichem Kleide
Strahlt zauberisch die Haide;
Doch scheint ihr Glanz verblichen
O Frau`n mit euch verglichen;
Ihr seyd so himmlisch gut,
So frey von falschem Muth!
Ihr süßen Minniglichen!
Ein Kuß von eurem Munde
Labt in dem Herzensgrunde,
Mehr noch von Armen schön und blank,
Ein williger Umfang.
Wer Tugend liebt und Ehre,
Der merke sich die Lehre:
„Er soll zu allen Zeiten
„Der Frauen Lob verbreiten“ -
Manch` wonneglicher Segen
Beginnt wohl seyn zu pflegen,
Wenn er sie fröhlich grüßt,
Und fein die Rede süßt,
Nie kalt und nie verwegen.
Wenn rothe Lippen lachen,
Muß alle Trauer schwachen.
Des holden Augenspieles Fund
Macht Herzen lieblich wund.
O Jubel, euch zu dienen!
Zwey Lippen, wie Rubinen,
Zwey zarte Rosenwängel,
Und Blicke wie die Engel
Muß jeder gern beschauen,
Und eurer Huld vertrauen.
Von Allem, was da lebt
Und höchsten Ruhm erstrebt,
Ziemt euch der Rang, o Frauen!
Mit hunderttausend Munden
Kann niemand würdig kunden
Und singen, was mein Lied erhob
Der Frauen Werth und Lob.